Autoren: Christine, Jasmin, Mara Sophie, Viktoria, Anne-Sophie
1. Allgemeines
Zur Zeit der Industrialisierung übernahm der Mann die Rolle des führenden Geschlecht, während die Frau eher im Verborgenen des Hauses ihre Aufgaben fand. Aufgrund weniger bis keiner Rechte hatte sie auch keine andere Wahl: Sie besaß kein Wahlrecht, nur geringe Karrierechancen und einen geringen Status.
„ […] daß sie selbst kindisch, läppisch und kurzsichtig, mit einem Worte, Zeit des Lebens große Kinder sind.“
„Man betrachte nun ein Mädchen […] und denke sich, was ein Mann, beim besten Willen, an ihrer Stelle leisten könnte.“
(Arthur Schopenhauer, 1788-1860 „Über die Weiber“)
2.Rolle in verschiedenen Schichten
2.1. Bürgerliche Frau
Eine bürgerliche Frau hatte die Pflicht ihr Hauspersonal zu beaufsichtigen. Dies blieb auch neben der Repräsentionaufgabe, wenn Besuch kam, ihre einzige Arbeit zeitlebens. Die verheiratete Frau fungierte stets als „Statussymbol“ ihres Mannes, da ihr keine andere Arbeit aufgrund angeblicher Schwäche zugetraut wurde. Zudem wurden der Frau eher Eigenschaften wie Passivität, Hingebung, Bescheidenheit, Nachgiebigkeit und Demut zugewiesen, weshalb sie sich in der Rolle der treusorgende Ehefrau und Mutter einfand.
2.2. Witwen
Starb der Mann einer verheirateten Frau oder konnte dieser aufgrund diverser Gründe nicht mehr seine Arbeit verrichten, so war es an der Frau (gezwungener Maßen) den Unterhalt zu verdienen. Jedoch verdienten diese Frauen meist aufgrund von mangelnder Qualität und höheren Alters deutlich schlechter.
2.3. Arbeiterfrau
Siehe Punkt 4
2.4. Ledige junge Frauen/ Mädchen
Auch junge Frauen und Mädchen arbeiteten zur Zeit der Industrialisierung.
Bereits im Kindesalter mussten viele Mädchen in den Fabriken arbeiten und so die Familie unterstützen. Hierbei übernahmen sie Tätigkeiten, für die Erwachsene zu ungelenkig oder zu groß waren. Ca. ein Drittel der Fabrikarbeiter waren Kinder. Oft wurden diese schlecht bezahlt und waren großen gesund-heitlichen Gefahren ausgesetzt.
Junge bürgerliche Frauen übten häufig den Beruf der Lehrerin aus, während die jungen Frauen aus unteren Schichten meist als Dienstmädchen tätig waren. So lernten diese bereits etwas für das eigene zukünftige Familienleben. Viele junge Frauen verließen das Land und gingen in die Stadt um als Dienstmädchen zu arbeiten, zum Teil ging dies auch von den Vätern aus. 1861 war beispielsweise ein Drittel der 15-24-jährigen Mädchen in London als Dienstmädchen tätig. Dabei verdienten die jungen Frauen vergleichsweise gut. Jedoch war die Tätigkeit mit harter Arbeit verbunden; als ,,Mädchen für alles“ waren sie für den gesamten Haushalt ihrer Herrschaften verantwortlich. Zudem war die Freizeit sehr begrenzt.
Eine andere Arbeit, der die jungen Frauen in der industriellen Revolution nachgingen war die Fabrikarbeit. Hierbei lebten die Frauen noch im Elternhaus und nutzten die Arbeit in der Fabrik, um der Arbeit im elterlichen Haus zu entkommen. Allerdings mussten sie trotzdem einigen Pflichten nachkommen und auch Abgaben zahlen. Die Frauen begannen meist bereits in jungen Jahren mit der Arbeit und konnten so ihr eigenes Geld verdienen. Junge Frauen waren jedoch längst nicht so unabhängig wie Männer im gleichen Alter.
Die meisten Frauen in den Baum-wollfabriken waren jung und ledig. So waren 1851 schätzungsweise nur 26% der dort arbeitenden Frauen verheiratet oder verwitwet. Sie verdienten vergleichsweise gut, wobei der genaue Lohn von Alter und Anzahl der bedienten Webstühle abhängig waren. Außerdem arbeiteten viele Frauen in Seidenfabriken. Dort wurden sie jedoch schlechter bezahlt als in Baumwollfabriken. Insgesamt betrug der Lohn der Frauen nur ca. 2/5 vom Lohn der Männer, dabei verdienten verheiratete und ältere Frauen am wenigsten.
3. Gesetzmäßigkeiten
Laut der Fassung von 1900 stand zum einen dem Mann die Entscheidung in allen Angelegenheiten des gemeinschaftlichen ehelichen Lebens zu. Allerdings war die Frau dabei nicht verpflichtet, diesem Entschluss Folge zu leisten, wenn sich dieser als Missbrauch des Rechtes darstellte.
Der §1355 „Die Frau erhält den Familiennamen des Mannes“ weist zudem auf, dass der Mann zur Zeit der Industrialisierung über die Frau gestellt wurde und sie sich in vielen Dingen nach ihm richten musste. Allerdings hat „der Mann der Frau nach Maßgabe seiner Lebensstellung, seines Vermögens und seiner Erwerbsfähigkeit Unterhalt zu gewähren“ (§1360). Jedoch hat „die Frau dem Manne, wenn er außerstande ist, sich selbst zu unterhalten, den seiner Lebensstellung entsprechenden Unterhalt nach Maßgabe ihres Vermögens und ihrer Erwerbsfähigkeit zu gewähren.“ Somit musste die Frau im Notfall für die Familie sorgen und am Arbeiterleben teilnehmen. Dabei konnten die Arbeitszeiten sehr lang sein.
1844 wurde diese auf 12 Stunden reduziert. Zudem wurde auch die Nachtarbeit untersagt.
1850 wurde die Arbeitszeit nochmals auf 10 Stunden beschränkt.
Das Ehegesetz 1957 lautete nach § 1356 zunächst, „die Frau führt den Haushalt in eigener Verantwortung. Sie ist berechtigt, erwerbstätig zu sein, soweit dies mit ihren Pflichten in Ehe und Familie vereinbar ist.“
1977 wurde dieser Paragraph jedoch abgeändert, womit die Gleichberechtigung von Frau und Mann verwirklicht werden sollte: „Die Ehegatten regeln die Haushaltsführung in gegenseitigem Einvernehmen. Ist die Haushaltsführung einem der Ehegatten überlassen, so leitet dieser den Haushalt in eigener Verantwortung. Beide Ehegatten sind berechtigt, erwerbstätig zu sein. Bei der Wahl und Ausübung einer Erwerbstätigkeit haben sie auf die Belange des anderen Ehegatten und der Familie die gebotene Rücksicht zu nehmen.“
4.Arbeit/ Berufstätigkeit
Die Frauen und auch die Kinder der Arbeiter haben sich in Handwerker-und Bauernfamilien schon immer an der Heimarbeit beteiligt, deshalb erschien es zur Zeit der Industrialisierung selbstverständlich, dass auch sie in den Fabriken arbeiteten, um zusätzlich Geld zu verdienen und somit die Existenz der Familie zu sichern.
Die Arbeiterfrauen sind die Ersten, die die Doppelbelastung durch den Beruf und den Haushalt erlebten. Sie standen unter sehr hohem Druck der Mehrbelastung, da sie sich täglich sowohl um die Kinder und den Haushalt kümmerten, als auch mehrere Stunden in Fabriken (Textilindustrie, Tabakindustrie), oder am Heimarbeitsplatz arbeiten mussten. Manche Frauen übten sogar körperlich sehr anspruchsvolle Arbeit aus, beispielsweise in Bergwerke, im Bauhandwerk oder als Lastenträgerinnen, um ihre Familie zu unterstützen.
Erschwerend kam noch hinzu, dass den Frauen keine Schwangerschafts- und Babypausen gewährt wurden, was zu gesundheitlichen Problemen für die Frau und das ungeborene Kind führen konnten. Auch die Auflösung von Arbeitsschutzbestimmungen für Frauen (z.B. das Nachtarbeitsverbot) konnte gesundheitliche Schäden mit sich ziehen.
Die Bezahlung der Frauen wurde sehr gering gehalten: „Ein gelernter Arbeiter in einer Baumwollspinnerei verdiente 1888 pro Schicht 1,34 Mark, eine Frau 0,63 Mark.“ (gefunden bei: http://www.niqu-region-hannover.de/fileadmin/Niqu_Geselle_IGS_Langenhagen/Industrielle_Rev/Thema_4_Arbeit_von_Frauen_und_Kindern.pdf ). Sie verdienten bei gleicher Leistung deutlich weniger als Männer. Als Folge der viel zu geringen Entlohnung, wurden viele Frauen in die Prostitution getrieben, die im 19. Jahrhundert zu einem Massenphänomen wurde.
Quelle: https://luipogym1.files.wordpress.com/2010/01/fabrikarbeiterinnen-in-einer-spulenwickelei-1908.jpg
Mädchen vom Land fanden oft als Dienstmädchen oder Ammen eine Stellung bei bürgerlichen Familien und mussten vom frühen Morgen bis in die Nacht, ohne Feierabend, arbeiten.
Natürlich wurde versucht gegen diese Ungerechtigkeiten vorzugehen; beispielsweise versuchten einige Politiker wie Ferdinand Lassalle (Beteiligter der frühen deutschen Arbeiterbewegung) und seine Anhänger die Frau auf ihre Rolle als Hausfrau, Mutter und Erzieherin der Kinder zu beschränken. Aber auch Frauen selbst versuchten sich gegen ihre Ausbeutung zur Wehr zu setzen und protestierten. Manche von ihnen gingen später in die Geschichte der Frauenbewegung ein; ein Beispiel für eine solche Frau ist die Schriftstellerin und Revolutionärin Louise Otto-Peters, die sich als erste deutsche Frau zur Arbeiterinnenfrage äußerte.
5.Frauenbewegung
5.1. Mittel der Durchsetzung
Die Frauen, die nach Gleichberechtigung strebten, fühlten sich in anderen Organisation wie zum Beispiel dem Katholischen Frauenbund nicht repräsentiert, deshalb wurden sie selbst aktiv. So entstanden die Frauenbewegungen in der Industrialisierung.
Jedoch wurde auch die Mitgliedschaft in Gewerkschaftsbewegungen um Kampf der Frauenrechte genutzt, besonders beim Arbeitsschutz oder der Arbeitszeitbeschränkung.
Bei den Frauenbewegungen in der Industriellen Revolution muss klar zwischen bürgerlichen und proletarischen Gruppen unterschieden werden, da diese auch in keinster Weise miteinander zusammenarbeiteten.
Die Frauen nutzen verschiedene Mittel der Durchsetzung: Zunächst organisierten sich die Frauen in Vereinen und Organisationen. Sie hielten offene Frauenkomferenzen ab, um sich öffentlich zu präsentieren und diskutieren. Außerdem wurden die Publizierungen von Artikeln und Karikaturen sowie Plakaten zur Verbreitung von emanzipatorischen Ansätzen genutzt. Sie wurden zwar teilweise zensiert, hatten aber trotzdem großen Einfluss.
5.2. Ziele
Die Ziele der ersten proletarischen Frauenbewegungen waren vor allem die Emanzipation durch den ausgeübten Beruf, die Gleichberechtigung gegenüber dem Mann und das Frauenwahlrecht. Gerade im Proletariat kämpften die Frauen für soziale Gleichheit gegen Ausbeutung und Benachteiligung bei der Fabrikarbeit, da sie trotz Kindern und 9-12 Stunden Arbeit keine Fürsorge oder Kranken- oder Mutterversorgung und einen geringeren Lohn erhielten. In der Arbeiterinnenbewegung wurden viele basisdemokratische Ideen vorbereitet, die auch die SPD später für sich nutzte. Eine zentrale Mitbegründerin der sich aus der Arbeiterinnenbewegung entwicklten proletarischen Emanzipation war die kommunistische Frauenrechtlerin Clara Zetkin (1857-1933).
Die bürgerlichen Frauen strebten hingegen zunehmend nach besserer Bildung und Berufsbeteiligung. Auch sie kämpften für das Frauenwahlrecht. Für sie war eine soziale, menschliche sowie rechtliche Gleichberechtigung eine zentrale Forderung. In den Frauenbewegungen des Bürgertums war Luise Otto-Peters eine Schlüsselfigur.
5.3. Louise Otto-Peters
Louise Otto-Peters wurde am 26. März 1819 in Meißen geboren. Als Schriftstellerin übte sie viel soziale Kritik und gilt als revolutionäre Mitbegründerin der deutschen Frauenbewegung in der Industrialisierung.
Quelle: http://www.frauenmediaturm.de/fileadmin/Images/Feministinnen/Otto-Peters/otto_peters_zeitung_gr.jpg
Ab neun Jahren besuchte sie eine Schule zuvor hatte sie Hausunterricht genommen. Nach dem Verlust ihrer Eltern lebte sie ab 1836 mit ihren beiden Schwestern zusammen. 1940 verlobte sie sich mit dem Juristen Gustav Müller, er verstarb allerdings im folgenden Jahr. Als Journalistin schrieb sie zunächst unter Pseudonym für Zeitschriften und war Mitglied in demokratischen Bewegungen. Sie war auch 1849 Gründerin der ersten Zeitschrift „Frauen-Zeitung für höhere weibliche Interessen“ der deutschen Frauenbewegung. 1952 verlobte sie sich erneut mit August Peters, den sie 1958 heiratete. 1965 trug Otto-Peters zur Gründung des Frauenbildungsvereins bei, außerdem wurde sie Vorsitzende des Allgemeinen Deutschen Frauenvereins, der auf der „Frauen-Konferenz“ ihrer Wohnstadt Leipzig gegründet wurde. Außerdem war sie Mitherausgeberin des Vereinsorgans „Neue Bahnen“. 1958 starb die Frauenrechtlerin.
Quelle: http://www.frauenmediaturm.de/fileadmin/Images/Feministinnen/Otto-Peters/otto_peters_zeitung_gr.jpg
Neben ihrem Kampf für die Emanzipation der Frau veröffentlichte die Schriftstellerin auch zum Beispiel Erzählungen, Novellen sowie Beiträge zur Frauenfrage und -geschichte.
Quellen:
http://www.wortblume.de/dichterinnen/otto_b.htm
http://www.freundschaft-diplomarbeiten.de/4.1-Frauenbewegungen-und-Emanzipation-der-Frau.htm
https://prezi.com/fex3zhwjzuhg/die-rolle-der-frau-wahrend-der-industriellen-revolution/
http://www.sozialpolitik.com/artikel/frauenarbeit-frauenfrage-Frauenbewegung
https://de.wikipedia.org/wiki/Proletarische_Frauenbewegung
http://www.geschichtsforum.de/f59/rolle-der-frau-industrialisierung-6805/